Herzlich Willkommen!

Seit September 2014 bin ich nun schon in Tansania. Auf diesem Blog veröffentliche ich die Erfahrungen und Erlebnisse aus meinem einjährigen Freiwilligendienst. Herzlich willkommen!
-Alles ist noch ein wenig im Aufbau, aber ich geb mein Bestes!-

Sonntag, 24. Mai 2015

Kirche und Religion

Die Kirche hat hier in Tansania, besonders in den dörflichen Regionen, einen komplett anderen Stellenwert für die Menschen als in Deutschland. Hier kommen die Menschen zusammen, um Informationen aus anderen Institutionen zu erhalten, zu musizieren, zu beten (natürlich) oder einfach nur zu plaudern. Wenn wir als Freiwillige einen Sonntag mal nicht in den Gottesdienst gehen (der etwa 2-3 Std. dauert), müssen wir uns auf die Frage „Wo wart ihr denn ?“ gefasst machen. Einmal stürmte es stark. Für eine Dorfbewohnerin war wohl unser versäumter Gottesdienst der Grund für einige verwüstete Beete, sodass sie uns am nächsten Tag ordentlich zurechtwies (mit wilder Gestik und wütender Miene). Dieses Beispiel zeigt eigentlich schon recht gut, dass der christliche Glaube hier eher dem in Deutschland schon längst als überholt geltenden Glauben vergangener Jahrhunderte gleicht. Naturphänomene gelten als Strafe Gottes. Ebenso Krankheiten oder Todesfälle. Einige Menschen lassen ihr letztes Hab und Gut als Spende für die Kirche versteigern, andere spenden horrende Summen (die Spenden werden öffentlich vorgelesen und die „Weniggeber“ streng ermahnt) und erhoffen sich davon Gottesgnade – aber natürlich auch Anerkennung aus der Dorfgemeinschaft.

Unsere Dorfkirche, von Deutschen errichtet

Viele Menschen schöpfen aber auch eine immense Kraft aus ihrem Gottvertrauen und geben ihrem oft eintönigen und harten Leben einen Sinn, wenn ihnen sonst nichts mehr bleibt. (Todesfälle sind hier wirklich keine Häufigkeit!)
Natürlich sind diese Zustände zum größten Teil auf den schlechten Bildungsstand der Landbevölkerung zurückzuführen, aber natürlich auch auf die gnadenlose Missionierung in der Kolonialzeit (damals war eben auch das Christentum in Europa noch „anders“). Viele Naturreligionen und die damit verbundenen Traditionen wurden leider ausgelöscht und zurück blieb ein kitschiger Abklatsch des (meiner Meinung nach) eigentlichen Christentums.Die Dekoration der Kirche besteht aus bunten Lichterketten, Lametta, zwei Diskokugeln und einer Lavalampe, aber der tansanische Geschmack ist eh etwas „eigen“. Leider habe ich nicht mehr Bilder aus der Kirche!
Insgesamt finde ich es etwas schade, dass das Christentum die Menschen auch manchmal vom Denken abhält. Meine Freundin hat an ihrer Schule einmal erlebt, dass ein Mädchen mehrmals am Tag bewusstlos wurde. Ein Teil des Kollegiums war der Meinung, man müsse eine Ziege schlachten und dem Mädchen das Blut zum Trinken und das Fell zum Draufschlafen geben. Für andere war Beten die einzige Lösung…
Ich bin gespannt, ob sich auch in dieser Hinsicht in der nahen Zukunft etwas ändern wird.
Meine Beschreibungen bitte nicht verallgemeinern, das dörfliche und das städtische Tansania unterscheiden sich immens!
Im Innenraum

Sonntag, 17. Mai 2015

Ein Ausflug nach Marangu


Im Geography – Club an der Mwika Primary School nehmen wir gerade das Thema Tansania und seine Distrikte und Stämme durch. So kamen wir auf die Idee, den Schülern die Kultur der Chaga (der traditionelle Stamm am Kilimanjaro) im nahegelegenen Chaga-Museum hautnah zu zeigen und planten deswegen einen kleinen Ausflug nach Marangu, den nächstgrößeren Ort (etwa 30 Min. Fahrzeit von Mwika entfernt). 
Am Starting Point
Dort liegt auch einer der Startpunkte für Kilimanjarobesteigungen, zu dem auch ein kleines Informationszentrum über die Landschaft und Vegetation rund um den Berg gehört. Da für die meisten unserer Schüler, die eigentlich direkt am Berg leben und ihn tagtäglich vor Augen haben, die Kilimanjarobesteigung ein unerfüllbarer Traum bleibt, beschlossen wir, auch hier eine kleine Führung einzuplanen.
So fuhren wir also gegen halb neun gemeinsam im KIUMAKO-Bus von Mwika aus los.


Schon auf der Fahrt war die Vorfreude und Motivation riesig und die Stimmung freudig-aufgeregt. Auch die fünf Lehrer, die uns begleitet haben, waren gespannt, was sie erwarten würde  – das Chaga-Museum und der Starting Point waren auch ihnen noch unbekannt.
In Marangu angekommen wurden wir auch schon von unserem Guide empfangen, der den Kindern ein bisschen über den Kilimanjaro erzählte und ein paar Infos zur Region und Besteigung gab, die wir im Unterricht noch etwas weiter ausführen wollen.

 
Träger für die Besteigung wartena m Eingang des Nationalparks
Das Museum war unser nächster Stopp. Bei der Führung wurde die traditionelle Lebensweise, die Stammesgeschichte die jetzige Situation der Chaga erklärt und die Schüler konnten auf dem exemplarischen Hof das Leben ihrer Großeltern entdecken. Hier zeigten sich besonders die Lehrer interessiert, die viele Dinge aus ihrer eigenen Kindheit wiedererkannten.




Nach dem lehrreichen Teil unseres Programmes machten wir Rast an einem Wasserfall, an dem jeder sich hungrig über sein Lunchpaket hermachte. Die Kinder waren sichtlich glücklich, aber auch erschöpft und so beschlossen wir, die Heimreise anzutreten. Mit leuchtenden Augen verabschiedeten uns unsere Schüler und ein begeistertes Dankeschön kam auch von den Lehrern. Dies war schließlich der erste richtige Ausflug, der an der Schule je unternommen wurde.

Gegen vier Uhr waren alle wieder zu Hause und Kerrin und ich konnten auf einen erfolgreichen Tag zurückblicken. Der nächste Ausflug wird also schon geplant!

Mittwoch, 6. Mai 2015

Das Turnier!



Wir Freiwilligen unterrichten an ganz verschiedenen Schulen, davon insgesamt sechs Grundschulen. Eines Tages kam uns also die Idee, ein großes Sportturnier zu veranstalten, an dem vier unserer Grundschulen, an denen wir Sport als Thema haben, teilnehmen.

Wir planten eifrig, erstellten Zeitpläne, überzeugten die Schulleiter und Lehrer, teilten den Sportplatz ein und sortierten farbige T-Shirts – bis es am Freitag endlich losgehen sollte. Uns war ein bisschen mulmig, schließlich lastete ganz schön viel Verantwortung auf uns und es konnte auch alles ziemlich schief gehen.
Da das Turnier an der Mwika Primary School stattfand, wurden die Kinder der anderen Grundschulen mit einem gemieteten Bus dorthin gebracht, schon das fanden sie unglaublich spannend.

Um die Schulen auseinander halten zu können, bekamen die Schüler jeweils andersfarbige T-Shirts, die als Spende in unserem Projekt eingegangen waren. Außerdem hatten wir Namenssticker vorbereitet, sodass wir auch Kinder, die wir nicht selbst unterrichten, direkt ansprechen konnten.
Es gab insgesamt drei Disziplinen: Staffellauf, Fußball und Brennball. 



16 Teams, 130 Kinder und sechs Freiwillige gaben in der prallen Hitze alles und so wurde das Turnier zu einem vollen Erfolg. Selten hatten die Kinder so ein Gemeinschaftsgefühl und eine Willensstärke gezeigt wie am Turniertag! Trotz großen Eifers blieben alle Teilnehmer fair, es wurde gut auf uns Schiedsrichter gehört und niemand verletzte sich (oder wurde verletzt) – wir waren wirklich erleichtert, dass alles so glatt lief.
Zum Schluss durfte natürlich die Siegerehrung nicht fehlen, der Schulsieger bekam als Preis zwei Fußbälle und jedes Kind einen Kuli. Das Gewinnen war den Kindern übrigens gar nicht so wichtig, am Ende hatte nämlich wirklich jeder ein Lächeln auf den Lippen – auch die anfangs eher skeptischen Lehrer und die etwas erschöpften Freiwilligen!